Bukhara in Usbekistan erreichten wir nach einem weiteren Radeltag, wo wir erst mal ein Hotel bezogen, um uns zu erholen. Wir blieben 2 Tage. Bukhara ist eine richtig schoene Stadt. Ich hatte eigentlich wieder eine Stadt mit Sowiet-Charakter erwartet, aber stattdessen empfing uns eine Stradt wie man sie sich auf der alten Seidenstrasse vorstellt. Kleine Gassen mit Sandsteinhaeusern und vielen grossen Moscheen und Medressen, die reich mit bunten Mosaiken verziert sind. Es fehlten nur die Kamele, die wohl damals durch die Strassen zogen. Die Stadt ist UNESCO-Weltkulturerbe und entsprechend sind Gelder da, um alles in Stand zu halten. Die Altstadt ist Verkehrsfrei und somit total ruhig. Wir genossen es in vollen Zuegen. Manch einer empfindet es vielleicht als zu ruhig, wir nicht. Und das erste Mal sahen wir wieder viele Touristen. Es war ein so ungewohntes Bild und dann doch so angenehm, denn wir sind einfach nicht mehr aufgefallen. Wir wurden nicht angeschaut, als wuerden wir vom Mond kommen oder sofort umringt, wenn wir anhielten. Ich glaube, zum ersten mal war ich froh, viele Touristen zu sehen.
In Bukhara lernten wir noch ein weiteres Radler-Paar kennen. Sie kommen aus der Schweiz und sind mit einem Tandem unterwegs. Wir hatten bereits von ihnen gehoert. Es war sehr spannend. Einen Abend sassen wir alle zusammen und plauderten und tauschten wichtige Infos aus. So erfuhren wir, dass man wohl nur ein chinesisches Visum bekommt, wenn man eine Flugreservierung zeigen kann. Denn China will natuerlich nicht, dass man ueber Land reist. Deshalb sollte man niemals das Fahrrad erwaehnen und nur die klassischen Touristenziele angeben. Das wussten wir bereits durch unseren Reisefuehrer, aber der Hinweis auf die Flugreservierung war sehr gut. Allerdings koennen solche Infoaustauschabende auch anstrengend sein, denn jeder weiss was anderes. Und am Ende macht man sich mehr verrueckt als man Sorgen geloest hat. Man muss einfach selber da durch, seine Erfahrungen machen, und darf nicht zu viel auf das Gerede der anderes setzten. Man pokert auch gerne etwas hoeher. Aber am Ende kochen alle nur mit Wasser!
Wir setzten unsere Reise mit den Hollaendern noch bis Samarkand fort. Erst da trennnten sich unsere Wege, denn sie sind weiter auf dem Weg nach Tadschikistan und wir sind weiter Richtung Norden nach Tashkent. Von Bukhara bis Tashkent (eine Woche) haben wir wieder durchgaengig gezeltet. Wir sind selber erstaunt, wie reibungslos das zelten doch klappt. Und immer finden wir ein sicheres Plaetzchen. Wir kamen mittags in Tashkent an, also hatten wir genug Zeit, um eine Flugreservierung zu besorgen und ein Hotel zu suchen. Am naechsten Tag (Mittwoch) hatte das chinesische Konsulat auf. Nach einigem Suchen fanden wir auch ein preiswertes Hotel. Doch beim Einchecken tauchte ein grosses Problem auf. In Usbekistan muss man sich registrieren. Im Prinzip musst du jede Nacht gemeldet sein. Ein Hotel uebernimmt diese Registrierung bei der Behoerde fuer dich. In Bukhara waren wir registriert. Beim Auschecken wirst du automatisch wieder abgemeldet. Da wir dann gezeltet haben, waren wir eine Woche unregistriert. Man kann im Prinzip auch selber zu der Behoerde gehen, aber das ist fuer uns ja unmoeglich. Erstens gibt es nicht in jedem Dorf ein Buero und zweitens wird im Reisefuehrer davon sogar abgeraten. Denn es bringt nur mehr Probleme, als es loest.
Das Problem nun im Hotal war, dass sie sagten, ohne durchgaengige Registrierung koennen wir sie nicht aufnehmen. Es war bereits 16.30 und die Behoerden hatten Feierabend. Wir versuchten noch die deutsche Botschaft telefonisch zu erreichen, um zu erfahren, was wir da nun tun koennen, aber auch sie hatte schon geschlossen. Wir standen voellig unter Strom. Sie konnten unsere Situation natuerlich verstehen, warum wir nicht registriert waren, aber das half zunaechst nicht weiter. Der Hoteldirektor und ein Mitarbeiter standen nun vor uns, und wir waren ratlos. Dann nahm einer der beiden kurzer Hand unseren ersten Registrierungszettel und verlaengerte ihn. Faelschte ihn letztlich. Und schon war das Problem geloest. Sie nahmen uns auf, wir hatten ein Zimmer und der Abend war gerettet. Wenn ich es richtig verstanden habe, haben sie die fehlenden Tage sogar offiziell bei der Behoerde nachtragen lassen.
Am naechsten Morgen (Mittwoch) sind wir schon um 8:30 Uhr bei dem chinesischen Konsulat gewesen. Vor uns nur 5 Weitere. Um 9:00 Uhr waren dann bestimmt zwanzig Leute da. Um 9:10 kam dann jemand an die Gittertuer. Draussen war ein Polizeihausschen und ein Polizist hat Namen vorgelesen. 9 Karten wurden verteilt. Unser Name ist nicht gefallen und wir haben keine Karte bekommen. Was geht hier vor?? Ein Usbeke klaerte uns in gebrochenem englisch auf. Pro Tag werden nur neun Karten verteilt bzw. neun Antraege bearbeitet. Um eine Karte zu bekommen muss man ganz vorne auf der Tagesliste stehen, die von den Polizisten erstellt wird. Dafuer war 8:30 Uhr zu spaet. Einige erscheinen bereits um 3:00 Uhr in der Nacht um ganz vorne auf der Liste zu stehen. Dies ist aber nur eine Strategie. Ueblich ist auch bei der Anmeldung vor dem Konsulat, kommentarlos Geld im Reisepass zu uebergeben. Dadurch kommt man auf der Liste auch nach vorne! Fazit: Wir dummen Touristen bzw. bestechungsunerfahrenen Westeuropaeer, gingen heute leer aus! Auch das deutsche Konsulat konnte uns hier nicht helfen. Zu allem ueberfluss brauchen wir zudem noch eine Hotelreservierung in Peking. Die Flugreservierung ist nicht ausreichend.
Frustrierend!!! Also haben wir online ein Hotelzimmer gebucht, um am Freitag dann einen zweiten Versuch zu unternehmen. Vor dem Konsulat hatten wir einen Usbeken kennengelernt, der uns half. Er meinte, wir koennten am Freitag ohne das Karten-Bestechungs-Prozedere unseren Antrag abgeben. Vitamin B! Vitamin B und Bestechung! Wir sind weit weg von Zuhause! Heimweh nach deutscher Buerokratie! Da wir uns nicht allein auf die Aussage des Usbeken verlassen wollten, dass wir wohl auch ohne Karte die Antraege abgeben koennen, entschlossen wir uns, nachts zur Botschaft zu fahren, um uns auf die tolle Liste setzen zu lassen. Dort meinte dann der Polizist, wir seien Touristen, wir braeuchten nicht auf die Liste. Wir verstanden nur noch Bahnhof. Als wir dann morgnes wieder kamen, nahm der gleiche Polizist unsere Paese und setzte uns doch auf die Liste. Wir waren dann Platz 14. Bis Platz 9 wurde aber ja nur bearbeitet. Es waren wieder Unmengen an Leuten vor dem Tor. Und wir konnten nur abwarten. Es ist so schrecklich, wenn man nur warten kann. Aber wir hatten ja einen Jocker in der Tasche. Sollten wir nicht reingelassen werden, konnte wir den Usbeken anrufen.
Es war ein voelliges Gedraenge an der Tuer, wenn der naechste eingelassen wurde. Die Leute benahmen sich unmoeglich. Jeder drueckt und draengelt, um irgendwie in Kontakt mit dem Mann ganz vorne zu kommen, der scheinbar die Macht darueber hat, wer rein darf und wer nicht. Es ging zu, wie im Kindergarten, wenn Eis verteilt wird. Unglaublich! Und dann geschah es. Wir bekamen die Aufmerksamkeit von dem Mann und er lies uns rein. Wir konnten es nicht fassen. Beim Durchschauen unserer Unterlagen waren wir total nervoes. Ist alles ok? Wird die Flug- und Hotelreservierung akzeptiert? Und dann kam die Antwort: Ich kann ihnen ein Visum fuer einen Monat ausstellen!
Hm, eigentlich brauchen wir drei. Das konnten wir ihr leider nicht klarmachen. Aber uns war es wichtiger wenigstens einen Monat zu kriegen als keinen. Wir beantragten dann Expressverfahre und konnten die Paesse um 17.00 wieder abholen. Wir konnten es nicht fassen. Aber glauben kann man soetwas sowieso erst, wenn man die Paesse mit Visum in den Haenden haelt. Wer weiss, was die bei der Bearbeitung noch entdecken.
Auf dem Rueckweg wollten wir dann Geld abheben. Es ist hier leider nicht ueblich, dass man Geldautomaten nutzt. Also mussten wir zur Bank an den Schalter, wo man dann ueber seine Visa-Karte das Geld bekommt. Bei der ersten Bank war am Freitag Mittag das System bereits im Wochenende. Die zweite Bank brauchte dann unseren Pass. Wir hatten natuerlich nur eine Kopie, das Orignal war ja gerade bei der Botschaft. Das reichte nicht. Wie gesagt, die Paesse gibts um 17.00 Uhr. Wann schliesst die Bank? Um 17.00 Uhr! Sie waren dann so freundlich und meinten, um 17.30 waere noch jemand da. Wir koennten noch vorbei kommen.
Es ist echt verrueckt. Staendig bekommt man Steine in den Weg geworfen und dann ist da wieder jemand, der einem hilft, sie wegzuraeumen.
Also, tiegerten wir um 17.00 wieder zur Botschaft. Und wieder ein endloses Warten! Ein Mann mit einem Stapel Paesse kommt raus. Unsere waren nicht dabei. Der Mann geht weg, kommt nach einer Weile wieder mit einem neuem Stapel. Und wieder ohnen unsere Paesse. Beim dritten Anlauf war es dann endlich soweit. Wir hielten unsere Paesse mit dem Visum in der Hand. Aber die Freude musste warten, denn es war fast 17.30. Wir mussten schnell zur Bank. Wir hatten Glueck, der Mann war noch da. Aber die Steine hoerten nicht auf zu fallen!! Der Pass war noch nicht ausreichend. Wir mussten auch die aktuelle Registrierung zeigen. Diese bekommt man aber erst bei Abreise vom Hotel. Also, ohne Registrierunge kein Geld, aber ohne Geld koennen wir das Hotel nicht bezahlen und ohne Bezahlung gibt es auch keine Registrierung!!!!!!!!!! Hilfe, in welchem Irrenhaus sind wir denn hier gelandet. Vielleicht kennt einer den Film mit Bud Spencer, wo er einen Perso moechte, diesen aber nur mit einer Geburtsurkunde bekommt und umgekehrt. Es ist doch zum Maeusemelken. Irgendwie fuehlten wir uns ganz schoen verarscht. Sorry, der Ausdruck, aber sachter geht das nicht. Die Bank meinte dann, dass man in einem Hotel auch Geld bekommen mjoennte. Also gingen wir dort hin. -Ohne Erfolg. Nach dem drtiiten Hotel gaben wir auf. Der groesste Klopfer war der: " Ja, wir haben einen Geldautomaten, der Dollar rausgibt, aber der ist seit einem Jahr leer! Die Bank fuellt ihn nicht wieder auf!" Ist das zu fassen????
Zum Glueck ist unser Hotel ganz locker drauf und sie gaben uns bereits die Registrierung. So koennen wir Montag, bevor wir auschecken zur Bank und dann das Zimmer bezahlen.
Zu allem Ueberfluss haben wir bei unserer Fahrradinspektion wieder eine ueble Panne entdeckt. Die Flegen sind einfach nicht auf unserer Seite. Tobias Hinterradfelge beginnt sich auch zu zerlegen. Sie reisst allmaehlich neben den Nipplen ein. Nippel sind die Verbindungselemente von Felge und Speiche. Hier in Tashkent ist kein Ersatz zu bekommen. Wir dachten erst, ein einfaches Ersatzrad mitzunehmen. Aber nach dem der Haendler fuer ein echt billiges Rad mit einfachster Nabe 100 Dollar haben wollte, konnten wir nur mit dem Kopf schuetteln und gehen. Die Leute haben teilweise echt einen an der Klatsche. Die verarschen einen nach Strich und Faden, was Geld angeht. Wir haben es mittlerweile akzeptiert, dass man als Tourist mehr bezahlt, wenn man einen Doener kauft oder so. Im Iran war es ganz schlimm. Fuer Brot hat man teilweise das 4-fache bezahlt (war trotzdem noch billig). Nachdem wir es aber herausbekamen, wie viel Iraner bezahlen, haben wir das Geld immer passend gehabt. Aber irgebdwo hoert der Spass auf. 100 Dollar fuer ein einfaches Laufrad. Wir haben uns nun schlau gemacht und hoffen, in Osh, in Kirgistan, neue Felgen zu bekommen. Bis dahin sollte das Rad noch durchhalten.
Die Huerden und Probleme hoeren nicht auf. Immer wieder taucht etwas Neues auf, was man irgendwie meistern muss. Aber das macht es eben zu einem Abenteuer. Bisher konnten wir immer genug Kraft aufbringen, die Huerden zu ueberwinden, wobei wir auch schon ganz gut entkraeftet waren. Aber man hat ja noch Motivation, weiter zu kommen und dadurch mobilisiert man doch wieder viel Kraft. Also die Reise geht weiter, das chinesische Visum klebt im Pass. Wir hoffen darauf, im Land Verlaengerung zu bekommen. Wir sind gespannt. Aber zunaechst geht es noch durch Kirgistan. |
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