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Türkei Teil 3 (24.05.2009 - 02.06.2009)

veröffentlicht um 19.11.2009, 22:32 von Tobias Pieper   [ aktualisiert: 10.02.2012, 11:26 ]
Wir haben für den letzten Teil der Türkei das Inland verlassen und sind wieder ans Schwarze Meer gefahren. Die Küstenstrasse ab Samsun ist eine ganz flache Strasse. Wir wollten uns auf keinen Fall an der türkischen Berglandschaft aufreiben. Es folgen noch viele Kilometer und viele Berge, so dass es nun für uns wichtig war, etwas entspannter und zügiger voran zu kommen. Es haelt einfach unglaublich auf, wenn man tagelang bergauf und bergab faehrt. Anfangs war die Küsetnstrasse recht befahren, aber je weiter wir in den Osten vorgedrungen sind, desto ruhiger wurde sie. Wir sind nun ganz im Osten und werden wohl morgen (02.06.) die Grenze nach Georgien überqueren. Wir sind da doch etwas aufgeregt, was uns dort erwartet. Wie werden die Menschen sein? Wie die Infrastruktur? Also die Strassenverhaeltnisse, die Einkaufsmöglichkeiten usw. Wir müssen wieder neue Vokabeln lernen. Hier in der Türkei hat man in dem einen Monat doch ganz gut die nötigen Wörter gelernt, um sich verstaendlich zu machen. Wir konnten immer die Neugier der Leute stillen und in den Pausen eine kleine Konversation führen. Nun kommt wieder viel Neues und viel Spannung. 
 
Ich wurde gefragt, was wir machen, wenn wir eine Panne oder einen Materialfehler am Rad haben. Also, wir haben uns natürlich mit den wichtigsten Ersatzteilen ausgestattet. Ersatzmantel, jeder einen Schlauch, Flickzeug, Speichen, Lagerkugeln, Bremsbelege, Ketten. Das sind ja die klassischen Verschleissteile. Für unsere Magura-Hydraulikbremse ein Entlüftungskıt und anderen Kleinkram. Natürlich haben wir das entsprechende Werkzeug auch dabei. Nicht umsonst kommen pro Rad etwa 30 kg Gepaeck zustande. Wir haben aber bisher noch keinen Materialfehler entdecken können. Aber ganz verschont geblieben sind wir nicht, was Pannen angeht. Kurz vor Istanbul hatte Tobias den ersten Platten. Das Vorderrad wurde von einem kleinen Draht durchbohrt. An den grossen Strassen sieht man immer wieder geplatzte Autoreifen und die sind eben voller Draht. Da bleibt es nicht aus, dass sich der Draht mal durch den Reifen arbeitet. Das Spielchen hatten wir dann kurze Zeit spaeter wieder. Aber ein platter Reifen ist das geringste Übel.
Viel schlimmer war degegen die Panne unseres Benzinkochers. Wir hatten uns im Baumarkt in Ungarn Waschbenzin besorgt. Das verbrennt sauberer. Wir wollten halt das Benzin von der Tanke noch hinauszögern. Leider war da wohl auch Aceton mit drin, welches die Ventilkugel der Pumpe hat aufquellen lassen. Die Pumpe ging nicht mehr, und somit natürlich auch der Kocher nicht. Festgestellt haben wir das natürlich am Abend, als wir kochen wollten. Es sah so aus, als müssten wir den Abend hungern. Aber Tobias ist einfach ein Improvisationstalent. Er dachte sofort an unsere Lagerkugeln. Und tatsaechlıch: Die Lagerkugel konnte die gequollene Ventilkugel ersetzten. Und dann hofften wir, dass sich die Ventilkugel wieder zusammenziehen würde. Und es war so. Der Kocher war wieder fit. Puh, das war schon aetzend. Denn der Kocher ist sehr essentiell. Das abendliche Mal ist unser Benzin, unser Treibstoff für das Radfahren. Ein zweites Mal hatten wir einen Totalausfall des Kochers. Da waren wir aber auf einem Campıngplatz, wo wir uns für den Abend einen Gaskocher leihen konnten. Da war der Kocher verdreckt und somit verstopft. Es kam kein Benzin mehr durch die Leitung. Nach der Reinigung war wieder alles in Ordnung. Seitdem macht der Kocher aber keine Mucken mehr. Wollen wir hoffen, dass dies auch so bleibt. 
 
Was ich beim letzten Eintrag nicht mehr geschrieben habe, war das Treffen eines französischen Reiseradlers. Sicherlich habt ihr das Foto von Damien bewundert. Ein Radler, der sein  Rad völlig improvisiert mit Rucksaecken und einem riesigen Waeschekorb bepackt hat. Er ist ein richtiger Lebenskünstler, der auch seine Gitarre mitführt. Damien ist 24 und von Frankreich so losgefahren, wie ihr es auf dem Bıld seht. Wir haben uns am Schwarzen Meer getroffen. Er will direkt in den Iran und dann über Pakistan nach Indien. Ja, es ist schon spannend, wie viel Menschen sich doch mit dem Rad auf dem Weg machen, um die Welt zu erkunden. Und jeder auf seine Art und Weise. Die einen mit 150 km am Tag, vielleicht mehr rasend als reisend (nach unserem Verstaendnis), die anderen mit eher 50 km am Tag und wir in der Mitte mit etwa 80 km. Wir trafen auch einen Radler aud Bayern, der seinen Jahresurlaub  mit einer Türkeireise verbringt. Er ist in Istanbul gestartet und umrundet das Land. Auch er ist da eher sportlich ambitioniert und tritt kraeftig in die Pedale. Wir mussten dabei feststellen, dass wir ganz zufrieden sind, mit unserem Reisetempo. Manchmal haben wir das Gefühl, wir sind noch immer etwas gestresst und haben den Druck, voran zu kommen. Aber wenn man dann so andere Reisende sieht, merken wir, dass wir doch schon ganz gut runter gekommen sind.
 
Vor einer Woche hat es mich gesundheitlich etwas umgehauen. Bisher ging alles gut. Ausser einer Schnupfnasse oder Halsschmerzen sind wir ganz gut davon gekommen Ach ja, zu Beginn, noch in Tschechien hatte Tobias mal eine Magenverstimmung mit Verdauungsstopp. Aber nach einem Zelttag und Pause ging es wieder bergauf. Und nun hatte es mich mit Magen-Darm-Verstimmung erwischt. Da musste ich auch einen Tag İm Bett bleiben. Da ging nicht viel. Vermutlich habe ich das Wasser aus der letzten Unterkunft nicht vertragen. Ich hatte ein paar Tage damit zu tun, bis ich wieder normal essen konnte. Nun habe ich wieder hunger und fühle mich fit. 
 
An einem Abend wurden wir mal wieder von einer Familie ins Haus zum Übernachten eingeladen. Manchmal kann sowas auch anstrengend sein. Schliesslich kann man sich nicht einfach verkrümeln, um seine Ruhe zu haben. Man muss nett sein, kommunizieren, auch wenn es noch so anstrengend ist, weil sie kein englisch oder nur sehr bruchhaftes englisch können. Aber mittlerweile kriegen wir es ganz gut hin, uns dennoch zu entspannen und ab einem bestimmten Punkt auch zu sagen, jetzt ist Schluss, jeztz müssen wir schlafen. Das hat die letzte Male gut geklappt. Denn es geht nicht, dass wir bei solchen Einladungen Schlaf einbüssen müssen. Der ist uns doch recht wichtig. Aber wir nehmen dennoch alle Erlebnisse mit, die man kriegen kann. So wurde uns angeboten den Garten der Familie im Nachbardorf anzusehen. Sie haetten Tee und Haselnüsse. Auf Teeplantagen sind wir schon ganz heiss. Und dann standen wir plötzlich vor riesigen Teefeldern. Die Erntesaison hat begonnen und überall konnte man Leute sehen, die den Tee pflücketen bzw. schnitten. Es eröffnete sich sogar die Möglichkeit die Teefabrik im Dorf zu sehen. Ein Mann konnte deutsch und erklaerte uns die einzelnen Schritte der Teeherstellung. Es war super interessant. Ich wollte unbedingt genau das mal erleben. Und plötzlich war ich mitten drin.
Am Tag zuvor hatten wir unglaublich Gegenwind und wir sind nicht weit gekommen. Ich hatte mich irgendwie geaergert, dass wir nur so schleppend weiter kamen. Aber in der Teefabrik wusste ich dann, warum wir nicht weiter kommen sollten. Denn wir haetten sonst niemals die Familie getroffen, die uns einladen wollte, um uns dann ihre Teeplantage zu zeigen. Ja, so ist das halt. Alles hat schon seinen Sinn.      
Und so hoffen wir, dass unsere Reise sinnerfüllt und voller Erlebnisse weiter geht.

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