Der Weg aus Bangkok heraus dauerte im Grunde den ganzen Tag. Nicht weil die Stadt einen solch riesigen Speckguertel hat, sondern eher, weil nachfolgende Ort einfach mit Bangkok verschmelzen. Wir mussten wieder Autobahn fahren, weil es keine Alternative gab. Aber bereits am naechsten Tag fanden wir mit Hilfe der Einheimischen auf eine Nebenstrecke, die uns direkt ans Meer fuehrte. In dieser Region wird Meersalz gewonnen und wir durften den Prozess hautnah sehen. Riesige Flachwasserflaechen breiteten sich neben uns aus, um zu verdunsten. Das zurueckbleibende Salz wird einmal mehr per Menschenhand zusammengeschoben und weggetragen. Es wimmelte wie in einem Ameisenhaufen, so schnell trugen Maenner und Frauen voll beladene Salzkoerbe vom “Feld”. Die Arbeiter waren vollkommen eingehuellt, um sich neben der starken Sonne und der Reflektion auch gegen das beissende Salz zu schuetzen. Regelmaessig kippten sie sich Wasser ueber den ganzen Koerper, um die Verdunstungskaelte zu nutzen. Die Schwere dieser Arbeit war somit leicht zu erkennen. Am Abend naeherten wir uns einer touristischen Gegend, wo wir glaubten eine Unterkunft zu finden. Von weitem sah man bereits einen Wolkenkratzer von Hotel mit wohl eigenem Strand. “Wow, die weissen Sandstraende beginnen wohl! Lassen wir uns ueberraschen, wie gross die Touristenscharen sind.”: Aber das Glueck stand mal wieder auf unserer Seite. Das Hotel, welches wir bereits sahen, stand leer und somit war auch keine Menschenseele am Strand. Und schnell war klar, dass dies unser Platz sein wuerde. Wir besorgten Nudeln und Trinkwasser, fuellten unsere Ortlieb-Dusche mit Wasser und sprangen ins Meer. Wir genossen einen ruhigen Zeltplatz! Die weitere Fahrt war ein Mix aus Autobahn und Nebenstrasse. Immer wenn moeglich, bogen wir ab und genossen ruhige Strassen und Blicke aufs Meer. Da Thailands Sueden flach wie eine Flunder ist, rollte das Rad immer gut und wir hatten ein sorgloses Reisen. Doch diese Idylle sollte fuer einen Moment unterbrochen werden: Wir waren einkaufen. Der Laden war im Prinzip ein Raum mit einem Tisch, auf dem alles verteilt lag und einem Kuehlschrank. Ich legte meine Sonnenbrille auf die Eier. Wir suchten alles zusammen und wollten bezahlen. Dabei mussten wir feststellen, dass die Preise verhaeltnismaessig ueberteuert waren und wir entschieden uns einen anderen Laden aufzusuchen. Wir kauften also nichts. Zurueck auf den Raedern merkte ich, dass ich meine Sonnenbrille habe liegen lassen. Ich kehrte um. Sofort sah ich, dass sie nicht mehr auf den Eiern lag. Ich machte der Frau verstaendlich, dass dort meine Brille lag. Sie wurde sofort laut und wehrte alles ab. Ich fing an zu suchen und wurde auch laut, wo sie die Brille haette. Da ich nicht gleich hinter Tobias her kam, war ihm klar, was los war. Er kam zurueck und meinte, wir wuerden die Polizei rufen. Obwohl ich mir hundertprozentig sicher war, dass ich sie da liegen lies, fingen dennoch Zweifel an. Ich ging den Verlauf im Kopf durch, guckte am Strassenrand. Aber nein, ich hatte sie auf den Eiern liegen gelassen. Auch Tobias wusste, dass ich sie dort abgelegt hatte. Nun wird sich mancher vielleicht fragen, warum Polizei wegen einer Sonnenbrille. Aber es ist eben nicht einfach irgendeine Sonnenbrille. Nein, ich bin Brillentraegerin und habe in meiner Sonnenbrille Glaser mit meiner Dioptrinstaerke. Somit kann damit niemand etwas anfangen, was mich zusaetzlich wuetend machte. Ein Nachbar mit Handy rief dann auch die Polizei und tatsaechlich kam wenige Minuten spaeter ein Polizist in Zivil. Er konnte etwas englisch und verstand auch die Situation. Tobias machte den Vorschlag, dass wir die Strasse entlangfahren, um dort nach der Brille zu gucken, denn vielleicht habe ich sie ja doch “verloren”, waehrend er in Ruhe im Laden und im Haus suchen sollte. Wir wollten in 5 Minuten wieder kommen. Als wir kamen, hatte er sie noch nicht, wir fuhren also nochmal weg. Als wir dann erneut zurueckkamen, hatte er sie tatsaechlich in der Hand. Ich konnte es kaum fassen. Er meinte, er haette sie dort im Gras gefunden, wo ich natuerlich nie gewesen bin. Wir entschuldigten uns aber fuer die falsche Anschuldigung und wollen in Zukunft besser auf unsere Sachen aufpassen. Es war so ein schlauer Zug von Tobias, zu sagen, wir fahren und er sucht alleine. Denn so hatte die Frau die Moeglichkeit, ihr Gesicht zu wahren. Und wir hatten Glueck, dass der Polizist diesen Zug verstand. Wir haben also mal wieder Glueck gehabt. Und wenn wir auf die Tour zurueckblicken, faellt uns auf, dass wir noch all unsere Sachen haben, bis auf Tobias Taschenmesser, was er aber bei einer Gastfamilie vergessen hat. Andere Radler sind da weit heftiger betroffen. Wir haben mittlerweile von mehreren Raubueberfaellen und einem Hotelzimmereinbruch gehoert, wo alle Wertsachen bishin zum Pass geklaut wurden. Nach einer Radelwoche von Bangkok entfernt, erreichten wir Chumpon, von wo aus man ein Boot auf die Insel Koh Tao bekommen kann. Ja, wir hatten uns entschlossen, in Thailand etwas Urlaub zu machen. Koh Tao ist das Taucher- und Schorchelparadies von Thailand. Wir liesen unsere Raeder in einer gut verschlossenen Scheune zurueck, packten unsere Badehose (Bikini) ein und los gings. Auf der Insel wohnten wir in einem Bungalow mit Meerblick und weissem Strand vor der Tuer! Eine Woche lang taten wir nichts, ausser schnorcheln, schlafen, faulenzen und wieder schnorcheln. Es war gut! Aber auch eine nicht ganz einfache Umstellung, in die man sich erst mal reinfinden musste. Faszinierend waren auf jeden Fall die Korallen und bunten Fische gross und klein. Teilweise hatte man den Eindruck, dass ein Unterwassergarten von der Natur angelegt wurde. Es gibt solch eine Vielfalt an Formen, Farben und Lebewesen, dass es weh tut, wenn man zerstoerte Korallenriffe sieht. Das Korallensterben hat verschiedene Ursachen. Neben der mechanischen Zerstoerung, spielt die Verschmutzung, aber auch die Meereserwaermung eine grosse Rolle. Zureuck auf dem Festland freuten wir uns auf unsere Raeder. Denn es stand ein runder Geburtstag vor der Tuer. 20.000 Kilometer! Das Radeln war aber nicht ganz einfach. Wir fuehlten uns trotz Pause recht kaputt und die Hitze machte uns zu schaffen. Die Temperatur bewegt sich immer um die 33-37 Grad, was eigentlich noch nicht so heiss ist. Wir hatten schon Temperaturen von 44-48 Grad in Usbekistan. Der Unterschied ist aber nun, dass die Luftfeuchtigkeit extrem hoch ist. Diese liegt bei 50-65%. Wir baden in unserem eigenen Schweiss. Und somit ist es auch nicht mehr angenehm zu zelten. Das haben wir nun gaenzlich eingestellt und freuen uns jeden Abend auf eine Dusche. Die letzten Tage war es so, dass es am Abend gewittert und geregnet hat. Einmal durften wir sogar den Regen am Tage erleben! Das Wasser auf dem aufgeheizten Asphalt verdunstete sofort und bildete leichte Nebelschwaden, die ueber die Strasse zogen. Es sah fast etwas mystisch aus. Wir konnten uns abkuehlen und endlich mal wieder besser durchatmen! Der Sueden von Thailand ist wieder staerker muslimisch gepraegt und so kam es, dass wir vor der malaysischen Grenze ueber ein muslimisches Fest stolperten. Ehe wir uns versahen, sassen wir auch schon an einem Tisch und bekamen Essen gebracht. Es war gleich eine so andere Atmosphaere unter den muslimischen Menschen, so herzlich, so offen. Wir fuehlten uns wohl. Sie sammelten spenden fuer ihre Gemeinde und mit Freude legten wir einen Schein in den Korb. Und schon erklang auch wieder der Gesang des Muezzin und es fuehlte sich so an, als wuerde die Reise noch mal beginnen. Es war so erfrischend und so vertraut zugleich. Nun erwartet uns Malaysia. Peninsular Malaysia ist ueberwiegend muslimisch, waehrend der Norden Borneos ein Mix aus Islam, Buddhismus und Christentum darstellt. Wir werden auf der malaysischen Halbinsel bleiben, um dann Singapur zu erreichen! |
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