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Neuseeland Teil 2 (11.12.2010 - 01.01.2011)

veröffentlicht um 31.12.2010, 14:07 von Tobias Pieper   [ aktualisiert: 01.04.2011, 10:02 ]
Wellington

Ein frohes neues Jahr euch allen!
Nun haben wir schon drei Wochen Neuseelanderlebnis hinter uns und es wird Zeit, euch daran teilhaben zu lassen.
Neuseeland, das Land der gewaltigen Natur, der Abenteur, der Traum eines jeden der gerne auswandern wuerde, Neuseeland, das schoenste Land, das Absolute!
Dies oder aehnliches hoerten wir oft, so wird fuer Neuseeland geworben. Wir versuchten uns so frei wie moeglich von diesem Erwartungsdruck zu machen, umEnttaeuschungen vorzubeugen. Was ist aber nun Neuseeland fuer uns? Ganz klar nichts von dem, was oben beschrieben steht. Es ist leider eine Illusion!
Gewaltige Natur: Wenn man Berge, Huegel, gruene Waelder, offene Wiese, Schafe ueber und ueber auf den Haengen meint, dann kann man den Eindruck bekommen, hier sei so viel Natur. Aber beim genauen Hinsehen, ist es nur wenig Natur. Die Haenge werden im Kahlschlag abgeholzt und in geordneten Reihen und Monokultur aufgeforstet. Die offenen Haenge sind voellig ueberweidet von tausenden von Schafen, mit der Konsequenz, dass es mit Ginsterartigen Bueschen und Farnen ueberwuchert und somit nutzlos wird. Achtet man auf Baumarten, so findet man ueberwiegend unsere in Europa heimischen Aerten, wie Biken, Pappeln, Linden und die Vogelwelt wird ebenso von unseren heimischen Arten beherrscht, wie dem Buchfink, der Amsel, der Goldammer usw.
Das Land der Abenteuer: Muss ich ans andere Ende der Welt fliegen, um Bungy Jumping, Skydiving, Jetboating oder Paragliding zu machen?
Das schoenste Land: Das ist ueberaus subjektiv und fuer uns ist es bisher noch immer Deutschland!
Neuseeland ist uebersaeht von Touristen, die von Spot zu Spot fahren, in Scharen sich tummeln, um ein Foto des Sees, der Kirche, des Berges zu erhaschen. Es ist ebenso uebersaeht von Tieren zur Fleisch und Wollproduktion, was die Flaechen gar nicht tragen koenne, so wie es mit dem blossen Auge scheint.
Neuseeland, das Absolute: Ich weiss nicht wo!

Aber: Diese harte Stellungnahme laesst sich definitiv etwas relativieren, denn es gibt gewisse uebriggebliebene Natur in Schutzgebieten, wo der Mensch einfach draussen bleibt. Dort stehen gewaltige Gebirge, aber doch nicht gewaltiger als die Alpen. Dort gibt es richtigen Regenwald, wo es nur so wuchert und gruent und Arten wachsen, die es wohl sonst nicht viel gibt. Aber warum sind dies noch Naturgebiete? Weil es Flaechen sind, die der Mensch nicht nutzen kann, weil das Klima zu feucht ist, der Boden zu schlecht, das Gelaende nicht begehbar und und und. Es ist schlichtweg wertlos fuer den Menschen, was Nutzung angeht. Und dann wird es uns als Naturschutzgebiet verkauft, dass die Meschen ja so viel Wert auf ihre Umwelt legen und das Land schmueckt sich mit einem gruenen Image.
Das laesst sich nun natuerlich auf andere Laende genauso uebertragen, aber hier scheint es sehr auffaellig.
Was positiv bleibt, sind recht saubere Strassenraender im Vergleich zu Australien, und sicherlich einmalig sind die hohen Berge mit den Gletschern bei gleichzeitiger Naehe zum Meer.

Auch wenn dies nun eher negativ wirkt, so sind wir froh hier zu sein und ausserdem ist das der erste Eindruck der Suedinsel. Wir werden nun noch die Nordinsel bereisen und sind ganz gespannt, denn sie soll ganz anders sein.

Bei unserer Fahrt von Christchurch Richtung Sueden ueber den Lake Tekapo und Lake Pukaki, die wirklich schoene Gletscherseen sind, weiter ueber den Haast Pass an die Westkueste, weiter gen Norden an der Kueste entlang bis zum Faehrort Picton hatten wir mehr Regen als auf unserer ganzen bisherigen Reise. Wir hatten das Gefuehl, wir bekommen allen Regen der fast zwei letzten Jahre nun in einer Woche zurueck, denn es fing an der Westkueste an. Wir ueberquerten den Haast Pass bei tollstem Wetter, bewunderten die ersten Spuren des Regenwaldes und endlos viele Wasserfaelle, die links und rechts der Strasse entgegenfielen.
Wir zelteten und hatten dann die erste Bekanntschaft mit Sandflies, kleine Fliegen, die erbaermliche Stiche hinterlassen. Und das war erst der Anfang. Die Westkueste ist regelrecht versaeucht von Sandflies, eine Qual fuer jeden Camper. Wo ist da das Paradies?
Aber die Sandflies blieben eben nicht die einzige Herausforderung. Es fing abends an zu regnen und hoerte die ganze Nacht nicht auf. Die Wiese stand morgens unter Wasser, es stuermte und regnete noch immer. Wir bauten das Zelt im Regen ab und gaben uns groesste Muhe, das Innenzelt trocken zu behalten. was bis auf den voellig nassen Aussenboden auch klappte. Es regnete mit kurzen Unterbrechungen den ganzen Tag. Die Wasserfaelle an den Haengen waren wohl verdreifacht gross und Strassenabschnitte waren leicht geflutet. Am Abend bauten wir das Zelt wieder im Regen auf. Natuerlich wollte er auch ueber Nacht nicht aufhoeren und so wachten wir bei gleichem Regen wieder auf und bauten das Zelt erneut im Regen ab. Das war wirklich das erste Mal auf der Tour, dass wir solchen Dauerregen erlebten. Unser Ziel war dann der Fox Glacier, wo wir eigentlich eine Gletscherwanderung machen wollten. Diese fiel ins Wasser und wir bezogen ein Zimmer, statt den Campingplatz. Wir brauchten Regenpause und mussten das Zelt trocknen und uns und ueberhaupt. Es war schrecklich. Dann sollte es fuer einen Tag gut sein, aber in der Nacht fing es erneut an. Auch wenn Weihnachten trocken blieb, so war es nicht von Dauer. Wir hatten es wirklich satt. Wir wollten nur noch weg von dieser nassen Westkueste, die auch den Namen Wetcoast traegt. Und die Kombination aus Regen und Sandflies war eben nur aetzend. Es gab ein richtiges Unwetter und Strassen wurden gesperrt. Wir hatten das Glueck und konnten einfach weiterfahren, da man ja mit einem Rad ueberall durchkommt und im Schlimmsten Falle das Rad ueber Erdrutsche, umgestuerzte Baeume, ueberflutete Strassen abschnitte etc. auch targen kann.
Am anderen Ende der Strasse stauten sich die Autos und die Unterkuenfte waren im Nu ausgebucht. Wir fuhren also weiter,.denn nass waren wir ja sowieso schon.
Aber wir wussten, dass die Rettung naht. Der naechste Tag sollte wieder sonnig werden und ausserdem hatten wir es fast bis Picton geschafft. Weg von der Westkueste, weg von der Suedinsel.

Ja, aber wie haben wir dieses Jahr Weihnachten verbracht? Wir haben uns ein Zimmerchen gemietet, lecker gespeist und haben den Spaetgottesdienst besucht. Am 25. gab es ein Community Lunch, wo Reisende, Alleinstehede aus der Gemeinde oder auch Familien zusammenkommen, um lecker zu Essen und in Gesellschaft zu sein. Es war sehr schoen und toll, dass es so etwas gibt.

Zu Silvester sind wir nun in Wellington gewesen. Wir haben rechtzeitig am 31. die Fahere auf die Nordinsel genommen und mit anderen Backpackern aus unserem Hostel gefeiert. In der Stadt war der Baer los, es gab Live-Musik und so tanzten wir wortwoertlich ins neue Jahr hinein. Also ganz anders als letztes Jahr, wo wir ziemlich im Nichts in Laos waren. 

Weiter geht es nun gen Norden Richtung Auckland mit hoffentlich besserem Wetter. Regen hatten wir nun fuer das kommende Jahr genug!
 

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