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Laos Teil 2 (02.01.2010 - 11.01.2010)

veröffentlicht um 11.01.2010, 00:22 von Tobias Pieper   [ aktualisiert: 10.02.2012, 11:36 ]
Bevor ich nun wieder in die zurueckliegenden Erlebnisse eintauche, moechte ich doch noch einen kleinen Nachtrag liefern. Zwei fuer mich wichtige Dinge habe ich beim letzten Mal vergessen:
 
In Vieng Say, dicht an der Grenze zu Vietnam machten wir unseren ersten Stopp in Laos. Dort besichtigten wir die Pathet Laos Hoehlen. Hierbei handelt es sich um Hoeheln, in denen laotische Revolutionaere und auch die laotische Bevoelkerung von etwa 1965 bis 1974 gelebt haben. Bekannt aus dieser Zeit ist der Vietnamkrieg. Also warum lebten dann Laoten in Hoehlen? Amerika fuehrte nicht nur in Vietnam Krieg, sondern inoffiziell genauso im Norden von Laos, um kommunistische Bewegungen zu unterbinden. Wir besichtigten diese Hoehlen und hatten einen Audioguide. Das heisst, Kopfhoerer, worueber wir alles erzaehlt bekamen. Es war hochinteressant aber auch erschuetternd. Kriege sind so furchtbar. Die meistene Laoten kannten nicht mal Amerika, geschweigedenn hatten sie eine Ahnung, warum sie bombardiert wurden. Und leider haelt sich Amerika noch immer mit den Mienenraeumungsarbeiten stark zurueck. Offiziell wurde dort ja nicht gekaempft. Stattdessen trafen wir einen Mann der Schweizerischen Armee, der dort Laoten im Umgang mit Mienendetektoren ausbildet. Es gibt so vieles, wo man helfen kann, wo Hilfe wichtig ist!
 
In dem gleichen Ort auf dem Markt sahen wir eine gefangene kleine Eule. Es war ein Kauz in einem winzigen Kaefig. Er guckte uns mit seinen riesigen Augen an und wir  konnten es nicht fassen, was sie mit diesem Tier dort tun. Essen sie auch Eulen? Wir fragten nach dem Preis, aber leider war der Standbesitzer gerade nicht da. Wir gingen Nudeln fruehstuecken und als wir fertig waren, kam eine Frau mit dem Kauz zu uns, um uns den Preis zu sagen. Sie wollte soviel haben, wie wir gerade fuers Fruehstueck bezahlt hatten. Ist ja laecherlich. Da war keine Diskussion noetig. Kurzerhand kauften wir den Kauz, fuhren mit ihm raus aus dem Dorf und liessen ihn frei! Es war so gut zu sehen, wie er sofort in die Freiheit zureuckkehrte.
 
Unser letzter Zwischenstopp war Phonsavan. Wir hatten eine Bergetappe hinter uns, was aber noch nicht die letzte sein sollte. Wir setzten unsere Reise fort und natuerlich hatten wir uns wieder eine Nebenstrecke herausgesucht. Dies war aber mehr eine Konsequenz, als mehr die primaere Wahl. Wir besichtigten einen archaeologischen Mythos. Eine Ebene von uebergrossen Tonkruegen (Plain of Jars), wo bis heute nicht klar ist, wofuer sie verwendet wurden. Da wir grundsaetzlich nicht zurueckfahren, wenn es nicht sein muss, setzten wir die Fahrt auf der Nebenstrecke fort. Den Asphalt hatten wir schon lange verlassen. Vor uns lag nur noch eine Piste aus rotem Staub. Wir fuhren und fuhren bis wir in einem Ort angehalten wurden. Man erklaerte uns, wir koennten nicht weiter. Fuer uns war dies natuerlich zunaechst unvorstellbar, denn andere Rollerfahrer fuhren hindurch. Wie wir nach einer Weile herausbekamen, hatten wir uns zum einen tatsaechlich etwas verfahren und zum anderen sei die Gegend militaerisch bewacht und fuer uns kein Durchtritt. Wir mussten also umkehren. Die eben noch genosseene Abfahrt durften wir uns nun wieder im Staub hinaufquaelen. Und das war zunaeechst wirklich etwas quaelend, denn es fiel schwer, das Zureuckmuessen zu akzeptieren. Wir wussten aber nun, welchen Abzweig wir nehmen mussten. Den, der 20 km zureuck lag. An dem Tag schafften wir es noch bis dort hin und fanden nach langem suchen und fragen in einem Dorf einen Zeltplatz. Natuerlich wurden wir wieder zur Dorfattrakton und nachdem wir alles aufgebaut hatten und das Essen kochte, bat uns die Familie sogar ins Haus. Aber wir zogen das Zelt natuerlich vor. 
Allerdings sollte der Tag noch nicht zu Ende gehen. Kaum waren wir im Zelt verschwunden, stand die Polizei vor dem Eingang. Sie machte uns klar, wir koennten hier nicht zelten, wir muessten in ein Hotel, mit auf die Wache oder in ein Haus. Ein Hotel war natuerlich nicht in der Naehe,die Polizeistation keine Alternative, also nahmen wir nun doch das Angebot der Familiie an, im Haus zu schlafen. Wir packten alles wieder zusammen, bauten das Zelt ab und gingen ins Haus. Das Haus stand auf Stelzen und bestand aus einem grossen Raum. Zwei oder drei kleine Raeume waren mit Stellwaenden abgetrennt - die Schlafzimmer einiger Leute. In einer Ecke war ein offenes Feuer - die Kueche. Die Jungs schliefen in einer anderen Ecke als ich. Ich durfte mich nicht neben sie legen, warum blieb uns unklar. Ich bekam aber sogar eine Aufpasserin, eine Frau schlief neben mir. 
Im Haus mussten wir noch auf den Polizeichef warten, der uns dann erklaerte, wo wir morgen langzufahren haetten. Den Weg, den wir nun fahren wollten, sollten wir nicht nehmen. Und wieder gab es keine Erklaerung. Das Englisch reichte einfach nicht aus, um uns aufzuklaeren. Wir willigten ein, auf die Hauptstrasse zureuckzufahren, an der Ebene der Tonkruege wieder vorbei.
Am naechsten morgen war uns das aber zu bloed, denn von dem Ort, in den wir mussten, trennten uns 30 km. Ueber die Hauptstrasse waren es ca. 85 km. Wir fuhren los, hatten wieder mit ueblen Steigungen zu kaempfen und wurden erneut gestoppt. Diesmal mussten wir es nach langen Versuchen einsehen und tatsaechlich ganz zurueck! Wir befanden uns also wirklich in einem gesperrten Gebiet. Fast jeder hatte dort eine Kalashnikov und am Ende waren wir froh, umgedreht zu haben. Mittags assen wir wieder unsere Nudelsuppe, wie 24 Strunden zu vor. Es war ein kleines Deja-Vue. Diese D-Tour kostete uns nun einen Tag, dafuer haben wir aber einmal mehr eine tolle Landschaft genossen, die uns durch entlegene Doerfer fuehrte und sind am Ende vor moeglichen Ueberfaellen verschont geblieben, dank der hardnaeckigen Polizisten!
Wir erreichten wieder die geteerte Hauptstrasse und genossen eine Dusche und ein Bett im naechsten Guesthouse in Muang Khoun. Nach nun 2 Tagen waren wir nicht weiter als 40 km von Phonsavan, unserem letzten Aufenthaltsort entfernt. Hatten aber mehr als 120 km gefahren!
Nun glaubten wir, auf einer asphaltierten Strasse bis nach Paksan an den Mekong zu kommen. Natuerlich wurden wir eines besseren belehrt und erlebten die wohl abenteuerlichste Etappe der gesammten Tour.
Die Strasse wurde schnell zur Piste und es ging ueber Stock und Stein. Drei Tage fuhren wir die wohl ruppigste Strecke, erfuhren eine neue Dimension von Steigung, tauchten in den tiefen Dschungel ein, schoben die Raeder durch Flusse und ueberwunden eine heftige Matschpiste. Nicht zu letzt uebernachteten wir im Haus einer laotischen Familie in einem kleinen Dorf und waren einmal mehr mitten drin in einer fremden Kultur. Die Tage waren so intensiv, so kraeftezehrend, aber gleichzeitig auch so kraeftegebend. Natuerlich wurde der Koerper muede und das Aufstehen viel taeglich schwerer, aber das Manoevrieren des Rades auf der Pist, das Kaempfen mit den Steigungen und nicht zu letzt mit der Hitze von knapp 30 Grad, die Herausforderung der gesamten Situation entwickelte neue Kraefte. Die Jungs waren wohl selber erstaunt ueber meine Motivation und meine Freude an dieser Strecke. War ich doch bei der letzten Bergetappe in ein Motivationslch gefallen. Und die Strasse war im Vergleich, rueckblickend eine Zuckerstrecke, weil asphaltiert.
Aber so ist es manchmal. Es ist nicht erklaerbar, wieso man an manchen Tagen nicht kann und an anderen viel anspruchsvolleres locker meistert. Das ist wohl das Leben!
 
Nach drei Tagen erreichten wir wieder die asphaltierte Hauptstrasse nach Paksan an den Mekong. Wir freuten uns sehr. Zunaechst dachten wir, dort einen Tag zu pausieren, aber dort hielt uns nichts. Wir fuehlten uns auch gut und haengten drei weitere Tage dran und erreichten nun Savannakhet. Auf der Strasse rollten die Raeder wieder wie von selbst. 100 km waren gar kein Thema, waehrend wir in den Bergen nicht mehr als 50-60 km schafften. Savannakhet ist fuer laotische Verhaeltnisse eine groessere Stadt . Hier haben wir heute unser thailaendisches Visum beantragt und werden morgen noch relaxen. Nach 8 Tagen Fahrt und diesen Erlebnissen spannen wir gerne einen Tag laenger aus.

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