Reiseberichte‎ > ‎

Chile Teil 2 (30.01.2011 - 20.02.2011)

veröffentlicht um 21.02.2011, 06:42 von Tobias Pieper   [ aktualisiert: 01.04.2011, 10:01 ]

Bevor wir Santiago nach unserem Ausflug nach Valparaiso verlassen konnten, dauerte es noch ein paar Tage, denn unser erwartetes Paket mit neuen Reifen wollte der Zoll nicht hergeben. Wir hatten also sofort mit chilenischen Behoerden zu tun. Der Zoll wollte wohl Zollgebuehren, da sie vermuteten, dass wir die neuen Reifen verkaufen wollen. Wir baten Schwalbe also um Hilfe, dass sie bestaetigen, dass wir Testfahrer sind usw. Letzten Endes sind wir persoenlich zum Flughafen gefahren, um beim Zoll mit den neuen Dokumenten das Paket direkt abzuholen. Wir hatten Glueck und fanden eine Dame, die englisch sprach und so die Situation dem Zoll erklaeren konnte. Nach einigem Warten und Hoffen bekamen wir am Ende das Paket tatsaechlich ohne Zollgebuehren ausgehaendigt. Nun konnte es also weitergehen.
Wir zogen die neuen Reifen auf und los ging es, zunaechst immer auf der Panamericana gen Sueden. Von diesem Abschnitt gibt es nicht viel Worte zu verlieren. Es ist eine Autobahn mit breitem Seitenstreifen und somit sicherer als manche Landstrasse mit viel Verkehr. Aber ohne Oropax laesst es sich nicht fahren. Es geht immer geradeaus und deshalb gut, wenn man einfach nur Kilometer machen will. Das tat eben fuer den Anfang auch gut, denn wir hatten eine lange Pause und mussten endlich mal wieder voran kommen.
Ein Erlebnis ist jedoch erwaehnenswert. Am ersten Tag brauchte ich am Nachmittag eine Pause und irgendetwas lies mich an einem bestimmten Punkt anhalten. Ich hatte keine Ahnung, es war letztlich ein Baum, der Schatten auf einem Stueck Gruen spendete, der mich anzog, denn das gab es nicht oft zu sehen. Und dann erkannten wir, dass es ein Gelaende der Heilsarmee war, wo gerade eine Kirchenfreizeit stattfand. Am Kiosk kauften wir eine kalte Cola und schon sprach ein Maedchen mit uns, die ihr englisch ueben wollte. Und bevor wir uns versahen, konnten wir dort zelten, in den Pool springen, duschen und in der Kueche kochen. Lange hatten wir keine christliche Begegnung mehr, aber da war es dann wieder und wir waren dankbar ueber diesen Start in Chile.

Wir fuhren bis nach Los Angeles, wo wir dann einen Pausetag einlegten. Wir planten die Weiterfahrt, denn wir hatten genug von der Panamericana. Es war Zeit, nun etwas die chilenischen Anden kennenzulernen. Wir besorgten uns bessere Karten und hatten eine tolle Strecke ausgeguckt. Wir wussten, dass der Asphalt uns verlassen wuerde, aber Schotter kann richtig gut sein. Wir waren voller Spannung und Freude auf ruhige Strassen, viel Landschaft, kleine Doerfer und grosse Berge. Der erste Tag hielt, was er versprach. Schnell hoerte der Verkehr auf, der Asphalt blieb uns noch treu und es war ein wunderschoener Radeltag. Die Berge kamen naeher, das Gruen wurde staerker und Menschen immer weniger. Am Abend erreichten wir dann das Ende des Asphalts und zelteten an einem Stausee. Es war richtig idyllisch.
Aber dann kam alles anders als erwartet. Der Schotter bremste uns so aus, wie wir es nie vermutet haetten. Es begann eine abenteuerliche und auch strapazioese Fahrt durch die Berge. Wir haben ein kleines Video darueber gedreht (siehe Link am Ende), damit ihr einen besseren Eindruck bekommen koennt. Deshalb werde ich darueber nun nicht all zu viele Worte verlieren. Jedenfalls erlebten wir Pisten mit lockeren faustgrossen Schottersteinen, die uns teilweise mehr rutschen als fahren liessen. Hinzu kamen Bodenwellen, die uns bei leichtem Gefaelle vollkommen durchschuettelten. Tobias Taschenhalterung trug auch Schaden davon. Sie ist eingerissen, was wir aber mit Hilfe von einem Metallstueck reparieren konnten.    
Da wir auf dem Weg in die Berge waren, fuehrte es ueberwiegend bergauf, was teilweise solche Steigungen annahm, dass fahren unmoeglich wurde. Besonders in Kombination mit dem schlechten Untergrund. Am haertesten Tag hatten wir am Abend 26 km auf dem Tacho bei einem Schnitt von 6,7 km/h. Wir schoben also mehr als alles andere. Ja, es war ein Wandertag und wenn man mir vorher gezeigt haette, wo wir durchsollten, haette ich wohl nur mit dem Finger an den Kopf getippt und gesagt, dass sei nicht moeglich, das mache ich nicht! Das richtige Fortbewegungsmittel war da das Pferd. Aber wenn man es nicht weiss, was kommt, dann schafft man doch Unmoegliches. Dennoch liessen wir uns nicht die Laune verderben, wenn es auch hart war und manchmal Frust zu spueren war. So wurden wir doch immer wieder mit tollen Blicken, purer Landschaft und Einblicken in Doerfer mit nur wenigen Haeusern belohnt.    

Wir sahen das erste Mal in unserem Leben Vulkane. Wir fuhren durch den Nationalpark Conguillio mit dem Vulkan Llaima, 3125 m hoch. Er ist das letzte mal Neujahr 2008 ausgebrochen und die Strasse fuehrte mitten durch das Lavafeld. Es war total irre. Wieder war die Strasse so uebel, aber das Erlebnis von einem Lavafeld umgeben zu sein, doch genial.
Noch weiter suedlich kamen wir am Vulkan Villarrica, 2840 m hoch, vorbei und dieser rauchte ununterbrochen. Es war ein wahnsinns Anblick. Genauso wie man sich einen Vulkan vorstellt: Gleichmaessig rund geformt, keine Spitze, rauchend, schneebedeckt und am Fusse ein blauer See. Wie aus dem Bilderbuch!

Wir strampelten weiter schlechte Strassen und erreichten Puerto Fuy, eine Sackgasse am Lago Pirihueico. Dort nahmen wir eine Faehre und hatten noch 11 km bis zur chilenisch-argentinischen Grenze vor uns.  
Die erste Grenze die wir seit Singapur wieder ueber Land queren. Wir waren sehr gespannt und am Ende ging alles schneller als erwartet. Keine laestigen Taschenkontrollen oder der gleichen.

Chile ist ein Land der Extreme! Bezueglich der Strassen hat man entweder die Panamericana oder abseits unmoegliche Schotterpisten. Man hat ueber 30 Grad am Fusse der Berge und kann gleichzeitig auf den hohen Bergen skifahren gehen. Es ist ein super schmales Land bei einer Laeneg von 4300 km, im Westen der Oazifik, im Osten die gewaltige Andenkette. Wir haben eine kleinen Einblick erleben duerfen und sind zufrieden. Bislang war es staerker ein Natur- als ein Kulturerlebnis, aber dennoch koennen wir sagen, dass es ganz anders ist. Wie anders und was es ausmacht, muss ich selber noch mehr fuer mich herausfinden, bevor ich mich weiter dazu aeussern moechte. 

Nun haben wir das 25. Land Argentinien vor uns.

 
Comments