Alice Springs
We hit the road again!
Wir sind wieder zurueck auf der Strasse mit unseren bepackten Raedern und einem Anhaenger fuer unsere Wasserversorgung. Der Abschied in Katherine erinnerte etwas an unseren Abschied zu Hause. Wir verliesen unser drei monatiges Zuhause nicht einfach so, sondern wir luden alle Kollegen zum Grillen ein und hatten einen richtig spassigen Abend. Die Flasche Korn von Felix wurde gekillt und eine Flasche Jaegermeister, die Vinko, der Fruehstueckskoch, mit dem ich die meiste Zeit beim Arbeiten verbrachte, mitgebracht hatte, wurde ebenfalls bis auf den letzten guten Tropfen getrunken. Es gab lange nicht mehr so viel Alkohol fuer uns und entsprechend lustig gestaltete sich der Abend. Die Menschen dort sind wiklich zu Vertrauten geworden. Wir konnten uns mit ihnen und bei ihnen wohlfuehlen. Sofort wurden wir akzeptiert und mit manchen haben wir gesprochen, als wuerden wir uns bereits ewig kennen. Solch eine Erfahrung hatten wir auf der Reise so noch nicht. Natuerlich ist dies nur moeglich, wenn man sich gut in einer Spache verstaendigen kann, was eben nun in Australien kein Problem mehr ist. Diese Barriere gab es eben sonst in allen anderen Laendern.
Da die letzte Gehaltsabrechnung, die ich fuer die Steuererklaerung brauche, nicht rechtzeitig fertig wurde, meinte Simon beim Abschied, er wuerde sie uns hinterherbringen, denn so schnell seien wir ja nun auch nicht. Und in der Tat, kam er gute zwei Stunden spaeter sogar mit den Betriebswagen hinter uns her - Privatkurierdienst Knotts Crossing! Es war schon eine gute Zeit. Es tat gut, einen Allltag zu haben, Geld zu verdienen und positive Feedbacks zu seiner Arbeit zu bekommen. Wir haben also das Arbeiten nicht verlernt, vielleicht im Gegenteil, wir haben unsere Arbeit ernst genommen und gewissenhaft gemacht. Aber dei drei Monate haben unser Konto gut gefuellt, so dass wir ruhigen gewissens wieder durch die Welt ziehen koennen. Und kaum waren wir wenige Kilometer weg, waren wir auch schon wieder vollkommen im Reisen drin und bald erschien es fast unwirklich, dass wir drei Monate in Katherine arbeitend verbracht haben.
Wenn auch die ersten Tage etwas anstrengend waren, weil sich der Koerper erstmal wieder an das Radeln gewoehnen musste, so war es ein gutes gefuehl. Es war sofoert vertraut und wir haben es wieder geschafft, die Leinen loszulassen, um uns an neue Ufer zu begeben. Sicher hatten wir auch die Gedanken, ob wir es ueberhaupt schaffen, uns noch einmal auf den Weg zu begeben. Wir haetten es auch nicht sonderbar gefunden, wenn wir nach dem Arbeiten gar nicht mehr aufs Rad zurueck gewollt haetten. Aber nein, es juckte noch, es juckt noch immer, Australien und mehr zu entdecken. Und nun sind wir wieder mitten drin. Und das im Wahrsten Sinne des Wortes. Wir sind nach zwei Wochen Radfahren in Alice Springs angekommen, im roten Zentrum Australiens, wie sie es nennen. Es ist ein kleines Staedtchen mit Einkaufsmeile und endlos vielen Galerien voll mit Aboriginal-Kunst. Einerseits ist es eine nette Atmosphaere, aber irgendwie fuehlt es sich nicht gut an, wenn wir in einer Galerie stehen, wo ein Bild tausende von Dollars kostet und wir aber das Gefuehl haben, dass die Kultur so gar nicht mehr existiert. Um es verstaendlicher zu machen, was ich meine, vielleicht ein Szenenbild: Auf dem Stuart Highway, den wir faheren, gibt es alle ca. 100 km ein Roadhouse mit Tanke und Imbiss. An einem Roadhouse gab es eine kleine Galerie, wo zwei Aboriginie-Frauen auf dem Boden sassen und Bilder malten bzw. punkteten. Ihr Verhalten war jedoch so gelangweilt und zum gewissen Grad auch ungeduldig, denn sie warteten nicht, bis die Farbe trocken war, um mit einer anderen drueber zu malen. Das Resultat war ein verschmierter Fleck. Hinter dem Tresen stand ein weisser Mann und verlangt horende Preise fuer die Bilder. Und wir bezweifeln, dass die Kuenstler den entsprechenden Anteil bekommen. Es wirkt leider so, als wuerde der weisse Mann, seine Sklaven halten, um dickes Geld zu verdienen. Vielleicht ist das etwas zu krass dargestellt und ich weiss, dass ich dafuer im Grunde zu wenig Wissen ueber die Gesamtsituation habe, aber so wirkt es auf uns. Es ist jedoch auch so, dass die Aboriginies selbst unglaublich passiv sind und es anscheinend nicht ihrer Natur entspricht, Geschaefte zu machen. Sie koennten selber eine Galerie eroeffnen, aber dazu scheinen nur wenige in der Lage.
Aber nun erst noch mal zurueck zur Fahrt von Katherine nach Alice Springs. Wir erlebten endlos lange Strassen, der Baumbewuchs wurde mehr und mehr zu Bueschen, und die einzige landschaftliche Abwechslung sind hin und wieder leicht sich abzeichnende Huegleketten. Neben den Roadhaeusern gibt es in passenden Radfahrabstaenden Rastplaetze mit Feuerstelle und Wassertank, auf denen man kostenfrei Ubernachten kann. Diese wurden natuerlich zu unseren Nachtlagern gemeinsam mit endlos vielen Campern. Es ist unglaublich, wie viele Australier im ausgebauten Gelaendewagen, einem richtigen Wohnmobil oder gar selbst umgebauten Bus unterwegs sind. Auf der Strasse wurden auch diese Gefaehrte mehr zur Gefahr als die bis zu 53 Meter langen Road Trains. Diese weichen immer sehr gut aus, wenn nicht gerade Gegenverkehr kommt, so dass wir von der Strasse muesssen.
Hin und wieder mussten wir aber doch im Busch campieren und dabei durften wir eine ganz neue Art von Pflanzen kennenlernen, die nicht zu den Radfahrfreunden gehoert. An einem Abend fuhren wir von der Strasse ab und hinter den Bueschen hoerten wir unsere Reifen nur zischen. 12 Loecher hatten wir in unseren Reifen und das von einer unscheinbaren Pflanze, die Samen mit unbeschreibbaren Dornen hervorbringt. Die Natur kann schon undankbar sein.
Der Stuart Highway, ob von Nord nach Sued oder Sued nach Nord ist wohl eine beliebte Radfahrstrecke Australiens. Wir haben schon sehr viele Radler getroffen oder von ihnen gehoert, dass sie hinter uns bzw. vor uns sind. Das sogenannte Outback, die rote Wueste ist wohl reizvoller, als wir dachten. Und wir koennen es bestaetigen. Es ist ein Erlebnis, durch solche endlosen Weiten zu fahren und zu realisieren, dass tausende von Kilometern nichts ist, kein Haus, kein rauchender Schornstein, kein Kraftwerk, keine Stromleitung, einfach nichts! Selbt die Roadhaeuser haben zum Teil nur einen Stromgenerator. Was diese Dimension noch mal bestaetigt, ist, dass hier das Regenwasser bessere Qualitaet zum Trinken hat, als das Grundwasser. Das Grundwasser ist oft zu mineralienhaltig. Und in der Nacht sieht man so viele Sterne, wie wir sie gar nicht kennen und wohl auch nie mehr ueber europaeischen Himmel erfahren koennen. Es ist eine andere Welt und wir sind dankbar, diese erfahren zu duerfen. Wenn die Sonne am Abend unter geht, dann wird es am Horizont nicht nur rot, sondern auch lila! Bevor ich dies in Wirklichkeit gesehn habe, habe ich ein gemaltes Bild mit solchen Farben gesehen und fande es fast kitschig. Aber nun muss ich gestehen, dort wurde die Wirklichkeit dargestellt. Es ist einfach alles so anders und es ist schrecklich, dass man oft so sehr in seinem Denken steckt, was man kennt, dass alles Abweichende falsch, kitschig oder mist ist. Aber das ist es nicht!
Hier in Alice Springs haben wir wieder einen Internetkontakt (warmshowers.com) bei dem wir unser Zelt im Garten aufstellen konnten. Es ist genial. Denn wir haben einmal mehr die Chance, ein asutralisches Leben genauer zu erleben und nicht ein abgeschirmter Tourist auf dem Campingplatz zu bleiben. Wir werden sicherlich noch ein paar Tage in Alice bleiben, bevor wir uns weiter gen Sueden auf den Weg machen. Wir haben auch noch nicjht ganz entschieden, ob wir die eher “langweilige” Variante waehlen und auf dem Staurt Highway bleiben, oder ob wir eine unbefestigte Nebenstrecke fahren, die das ganze etwas aufregender macht. Wir werden es sehen. Es bleibt also spannend!
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