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Argentinien Teil 2 (12.03.2011 - 19.03.2011)

veröffentlicht um 19.03.2011, 17:38 von Tobias Pieper   [ aktualisiert: 01.04.2011, 09:57 ]
Buenos Aires
Unser Aufenthalt in Buenos Aires war sehr schoen. Wir besuchten mit Familie Spitzer den Gottestdienst der Baptistengemeinde und trafen auf viele deutsch-argentinier, die uns herzlich begruessten. Viele Deutsche sind vor und nach dem 2. Weltkrieg nach Argentinien ausgewandert und haben sich in verschiedenen Regionen niedergelassen. Es entstanden deutsche Kirchengemeinden, Schulen usw. Heute ist das Deutsche ruecklaeufig, denn ueber die Generationen verliert es sich eben. Eine ganz normale Entwicklung. Wir haben aber so viel deutsch gesprochen, dass wir uns fast wie zu Hause fuehlten.
Ricardo und Cristina haben auch alles getan, dass wir so schnell nicht weiterreisten. Wir wurden so gut und lecker bekocht. Es gab viel typisches argentinisches Essen, aber auch deutsche Waffeln (Knippkuchen, wie sie meine Oma nannte). Zu unserem 2-jaehrigen Reisejubilaeum grillten wir auf argentische Weise Berge von Fleisch (Asado). Hier wird fast ausschliesslich nur Rindfleisch gegessen und das ist richtig gut. Es war sooo lecker. So viel Fleisch wie wir in der vergangenen Woche gegessen haben, haben wir wohl in den ganzen letzten zwei Jahren nicht gegessen.

Zur Stadt Buenos Aires koennen wir sagen, dass es eine wirklich schoene Stadt ist. Sie ist voller gignatischer Bauten. Alles ist gross und gewaltig, aber auch sehr aufwendig verziert und dadurch wirkt der ganze Beton nicht erschlagend. Nein, es ist viel Platz dort, die Strassen sind breit und der Verkehr im Zentrum haelt sich in Grenzen. Wir haben es sehr genossen, die Stadt zu erkunden. Dort fuehlten wir uns auch nicht unsicher oder bedroht. Die Stadtteile vermitteln da schon eine andere Atmosphaere. Es ist dreckig, ueberall liegt Muell, die Haeuser sind unglaublich heruntergekommen und man sieht eben doch mehr Armut. Die ganzen Geschichten ueber Kriminalitaet sind wirklich ernst zu nehmen. Immer wieder hoerten wir Erlebnisse von Leuten, die mal ueberfallen wurden. Und es wurde dadurch bestaetigt, wie die Leute wohnen. Man mauert sich foermlich ein und laesst oben in den Beton heftige Glasscherben ein oder wickelt ueberall Z-Draht rum. Fenster sind sowieso vergittert. Also, es sieht manchmal aus, als wuerden die Menschen in kleinen Hochsicherheitsgefaengnissen leben. Wirklich schrecklich! Faehrt man mit dem Auto los, so verriegeln sich die Tueren automatisch, so dass an der Ampel niemand die Tuer aufreissen kann. Das war schon sehr seltsam fuer uns, denn wir kennen es so, dass man dies eben nicht tun soll, um im Falle eines unfalls aus dem Auto kommen zu koennen.
Uns ist aber nichts passiert und vielleicht wird auch mit allem ein wenig uebertrieben. Man weiss es nicht.

Und natuerlich hatten wir mal wieder mit den Behoerden zu tun. Es wartete ein Paket auf uns bei der Post. Mit der Paketnummer machten wir uns auf den Weg. In der Post herrschte Chaos, so unser erster Eindruck. Unmengen an Leuten standen herum und warteten. Wir mussten eine Nummer ziehen. Die Nummer sagte 846. Die Anzeige stand auf 86. Ich dachte, ich sehe nicht recht. Sollten wir den ganzen Tag hier sitzen? Beim 2. Blick sahen wir, dass die Anzeige nur 2 Stellen anzeigen kann. Wie das?
Wir erfuhren, dass die erste Zahl nichts zu sagen hat.
Ok, das hoerte sich besser an. Wir sahen einen zweiten Raum, wo noch mehr Menschen warteten. Es sah aus, wie in einer Abflughalle. Worauf warten sie, fragten wir uns?
Nach einigem Warten kamen wir an den Schalter. Dort erfuhren wir, dass das Sydstem gerade abgestuertzt sei. Wir sollten etwa eine halbe Stunde warten. Wir wuerden aufgerufen. Na super! Aber anderen ging es auch so. Wir fanden dann heraus, dass man an dem Schalter einen Zettel bekommt, mit einer neuen Nummer und all die Menschen in dieser "Abflughalle" warteten, dass sie aufgerufen wurden, um das Paket in Empfanmg zu nehmen. Es ist naemlich so, dass Pakete nicht an den Empfaenger weitergeleitet werden, sondern bei der Post abgeholt werden muessen. Man kann einen Antrag auf Zustellung stellen, das dauert aber wohl einen Monat. Tolles System, nicht wahr?
Wir hatten eigentlich auch einen Adressat fuer unser Paket. Er bekam aber nie eine Nachriocht, dass es bereits bei der Post ist. Wir sahen es nur im Internet, aber auch nichts genaues. Und so kam es, dass wir nach 2 Stunden warten erfuhren, dass das Paket bei einer anderen Poststelle liegt, eben in La Plata, dem Wohnort des Adressaten, ausserhalb Buenos Aires. Also riefen wir ihn an und baten ihn, es fuer uns abzuholen. Das dauerte dann noch einen Tag, da er es letztlich vom Zoll holen musste, der wohl 500 Pesos Zollgebuehren wollte, etwa 100 Euro. Mal wieder der liebe Zoll!
Wie auch immer, Gustavo schaffte es, nichts zu bezahlen und wir trafen uns in der Stadt, um das Paket in Empfang zu nehmen.
Es war mal wieder eine Geduldsprobe und wir merkten, dass die Kraft fuer solche Dinge so langsam etwas nachlaesst. Es faellt schwer, sich darauf einzulassen. Wir wuenschten uns einfach in deutsche, geregelte Strukturen zurueck. Aber es hat ja alles geklappt, es funktioniert einfach nur anders.
Aber wieder einmal sahen wir, wie wichtig es ist, von anderen Menschen unterstuezt zu werden. Und es gibt unglaublich viele Menschen, die helfen, ohne die wir heute nicht hier waeren!

Zu guter Letzt, haben wir die Schule von Cristina besucht, die Deutschlehrerin an iner deutsch-argentinischen Schule ist. Wir besuchten eine 6. Klasse, die schon fliessend deutsch sprach und erzaehlten von unserer Reise. Die Kinder stellten viele Fragen und wir brachten unseren Kocher und das Zelt mit. Im Schulgarten zeigten wir ihnen, wie wir kochen und wo wir schlafen. Am Ende sassen bestimmt 10 Kinder in usnerem Zelt und dann ueberraschte uns die Pause und im Nu standen die Schulkinder der ganzen Schule um uns herum.
Es war ein schoenens Erlebnis und wir glauben, dass man bei den Kindern vielleicht einen Eindruck hinterlassen kann und sie fuer die Welt oder das Sprachenlernen, insbesondere englisch begeistern kann.

Heute ging unsere Reise dann endlich weiter und wir sind mit dem Boot ueber den Rio da la Plata nach Colonia del Sacramento in Uruguay gefahren.



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