Buenos AiresUnser
Aufenthalt in Buenos Aires war sehr schoen. Wir besuchten mit Familie
Spitzer den Gottestdienst der Baptistengemeinde und trafen auf viele
deutsch-argentinier, die uns herzlich begruessten. Viele Deutsche sind
vor und nach dem 2. Weltkrieg nach Argentinien ausgewandert und haben
sich in verschiedenen Regionen niedergelassen. Es entstanden deutsche
Kirchengemeinden, Schulen usw. Heute ist das Deutsche ruecklaeufig, denn
ueber die Generationen verliert es sich eben. Eine ganz normale
Entwicklung. Wir haben aber so viel deutsch gesprochen, dass wir uns
fast wie zu Hause fuehlten.
Ricardo und Cristina haben auch alles getan, dass wir so schnell nicht
weiterreisten. Wir wurden so gut und lecker bekocht. Es gab viel
typisches argentinisches Essen, aber auch deutsche Waffeln (Knippkuchen,
wie sie meine Oma nannte). Zu unserem 2-jaehrigen Reisejubilaeum
grillten wir auf argentische Weise Berge von Fleisch (Asado). Hier wird
fast ausschliesslich nur Rindfleisch gegessen und das ist richtig gut.
Es war sooo lecker. So viel Fleisch wie wir in der vergangenen Woche
gegessen haben, haben wir wohl in den ganzen letzten zwei Jahren nicht
gegessen.
Zur Stadt
Buenos Aires koennen wir sagen, dass es eine
wirklich schoene Stadt ist. Sie ist voller gignatischer Bauten. Alles
ist gross und gewaltig, aber auch sehr aufwendig verziert und dadurch
wirkt der ganze Beton nicht erschlagend. Nein, es ist viel Platz dort,
die Strassen sind breit und der Verkehr im Zentrum haelt sich in
Grenzen. Wir haben es sehr genossen, die Stadt zu erkunden. Dort
fuehlten wir uns auch nicht unsicher oder bedroht. Die Stadtteile
vermitteln da schon eine andere Atmosphaere. Es ist dreckig, ueberall
liegt Muell, die Haeuser sind unglaublich heruntergekommen und man sieht
eben doch mehr Armut. Die ganzen Geschichten ueber
Kriminalitaet
sind wirklich ernst zu nehmen. Immer wieder hoerten wir Erlebnisse von
Leuten, die mal ueberfallen wurden. Und es wurde dadurch bestaetigt, wie
die Leute wohnen. Man mauert sich foermlich ein und laesst oben in den
Beton heftige Glasscherben ein oder wickelt ueberall Z-Draht rum.
Fenster sind sowieso vergittert. Also, es sieht manchmal aus, als
wuerden die Menschen in kleinen Hochsicherheitsgefaengnissen leben.
Wirklich schrecklich! Faehrt man mit dem Auto los, so verriegeln sich
die Tueren automatisch, so dass an der Ampel niemand die Tuer aufreissen
kann. Das war schon sehr seltsam fuer uns, denn wir kennen es so, dass
man dies eben nicht tun soll, um im Falle eines unfalls aus dem Auto
kommen zu koennen.
Uns ist aber nichts passiert und vielleicht wird auch mit allem ein wenig uebertrieben. Man weiss es nicht.
Und natuerlich hatten wir mal wieder mit den
Behoerden zu tun. Es wartete ein Paket auf uns bei der Post. Mit der Paketnummer machten wir uns auf den Weg. In der
Post
herrschte Chaos, so unser erster Eindruck. Unmengen an Leuten standen
herum und warteten. Wir mussten eine Nummer ziehen. Die Nummer sagte
846. Die Anzeige stand auf 86. Ich dachte, ich sehe nicht recht. Sollten
wir den ganzen Tag hier sitzen? Beim 2. Blick sahen wir, dass die
Anzeige nur 2 Stellen anzeigen kann. Wie das?
Wir erfuhren, dass die erste Zahl nichts zu sagen hat.
Ok, das
hoerte sich besser an. Wir sahen einen zweiten Raum, wo noch mehr
Menschen warteten. Es sah aus, wie in einer Abflughalle. Worauf warten
sie, fragten wir uns?
Nach einigem Warten kamen wir an den Schalter. Dort erfuhren wir, dass
das Sydstem gerade abgestuertzt sei. Wir sollten etwa eine halbe Stunde
warten. Wir wuerden aufgerufen. Na super! Aber anderen ging es auch so.
Wir fanden dann heraus, dass man an dem Schalter einen Zettel bekommt,
mit einer neuen Nummer und all die Menschen in dieser "Abflughalle"
warteten, dass sie aufgerufen wurden, um das Paket in Empfanmg zu
nehmen. Es ist naemlich so, dass Pakete nicht an den Empfaenger
weitergeleitet werden, sondern bei der Post abgeholt werden muessen. Man
kann einen Antrag auf Zustellung stellen, das dauert aber wohl einen
Monat. Tolles System, nicht wahr?
Wir hatten eigentlich auch einen Adressat fuer unser Paket. Er bekam
aber nie eine Nachriocht, dass es bereits bei der Post ist. Wir sahen es
nur im Internet, aber auch nichts genaues. Und so kam es, dass wir nach
2 Stunden warten erfuhren, dass das Paket bei einer anderen Poststelle
liegt, eben in La Plata, dem Wohnort des Adressaten, ausserhalb Buenos
Aires. Also riefen wir ihn an und baten ihn, es fuer uns abzuholen. Das
dauerte dann noch einen Tag, da er es letztlich vom
Zoll holen musste, der wohl 500 Pesos Zollgebuehren wollte, etwa 100 Euro. Mal wieder der liebe Zoll!
Wie auch immer, Gustavo schaffte es, nichts zu bezahlen und wir trafen uns in der Stadt, um das Paket in Empfang zu nehmen.
Es war mal wieder eine Geduldsprobe und wir merkten, dass die Kraft fuer
solche Dinge so langsam etwas nachlaesst. Es faellt schwer, sich darauf
einzulassen. Wir wuenschten uns einfach in deutsche, geregelte
Strukturen zurueck. Aber es hat ja alles geklappt, es funktioniert
einfach nur anders.
Aber wieder einmal sahen wir, wie wichtig es ist, von anderen Menschen
unterstuezt zu werden. Und es gibt unglaublich viele Menschen, die
helfen, ohne die wir heute nicht hier waeren!
Zu guter Letzt, haben wir die
Schule von Cristina besucht, die
Deutschlehrerin an iner deutsch-argentinischen Schule ist. Wir besuchten
eine 6. Klasse, die schon fliessend deutsch sprach und erzaehlten von
unserer Reise. Die Kinder stellten viele Fragen und wir brachten unseren
Kocher und das Zelt mit. Im Schulgarten zeigten wir ihnen, wie wir
kochen und wo wir schlafen. Am Ende sassen bestimmt 10 Kinder in usnerem
Zelt und dann ueberraschte uns die Pause und im Nu standen die
Schulkinder der ganzen Schule um uns herum.
Es war ein schoenens Erlebnis und wir glauben, dass man bei den Kindern
vielleicht einen Eindruck hinterlassen kann und sie fuer die Welt oder
das Sprachenlernen, insbesondere englisch begeistern kann.
Heute ging unsere Reise dann endlich weiter und wir sind mit dem Boot ueber den Rio da la Plata nach Colonia del Sacramento in
Uruguay gefahren.